Anlässlich des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau habe ich den Angehörigen der Opfer beigestanden und meine Solidarität gezeigt. Der Tod von
Gökhan Gültekin
Ferhat Ünvar
Mercedes K.
Sedat Gürbüz
Hamza Kurtović
Kalojan Welkow
Bilal Gökçe
Fatih Saraçoğlu
Said Nessar El Hashemi
macht auch mich fassungslos.
Auf Einladung der Kurdischen Gemeinde Deutschland (KGD) und Kurdischen Jugend Deutschland (KJD) habe ich an der Kranzniederlegung am 22.02.2020 vor der “Midnight Shisha Bar” teilgenommen. Auch den zweiten Tatort und die beiden kurdischen Vereine habe ich zusammen mit Cem Özdemir, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, Berivan Aymaz, MdL NRW, Bündnis 90/Die Grünen, Taylan Burcu, MdL Hessen, Bündnis 90/Die Grünen, Mehmet Tanriverdi, stellv. Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Serzan Celik , Vorsitzender der Kurdischen Jugend Deutschland (KJD), Metin Incesu , Vorsitzender des Zentrums für kurdische Studien Navend e.V und Vertreter*innen des Roma Fördervereins besucht.
Wir alle hörten den Angehörigen der Opfer zu. Erinnerten uns mit Ihnen an die Toten. Versuchten ihnen in ihrem unendlichen Leid beizustehen. Diese Tage werde ich nie vergessen können.
Mit Tränen in den Augen wandte sich die Mutter von Ferhat Unvar an uns:
„Meinem Sohn soll nicht umsonst gestorben sein, die Schmerzen die ich empfinde, soll keine Mutter je wieder in diesem Land empfinden.“
Diesen Auftrag sollten wir uns alle zu Herzen nehmen. Es ist wichtig, dass aus diesen Morden Konsequenzen gezogen werden – auch wenn sie zu spät kommen und schon längst nach den NSU-Morden, nach dem Tod von Walter Lübcke bzw. auch schon nach Rostock-Lichtenhagen hätten gezogen werden müssen.
Für mich steht fest:
Es kann nicht sein, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland weniger sicher sind als Menschen ohne Migrationshintergrund.
Es kann nicht sein, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland Angst davor haben müssen, ermordet zu werden, weil Rechtsextreme „die Ausländerin oder den Ausländer“ in uns sehen.
Es kann nicht sein, dass die Hemmschwellen für rechtsextrem motivierten Taten immer weiter sinken.
Niemand wird zum Rassisten geboren – deshalb müssen wir das System hinterfragen und kritisch schauen, was einen solchen Werdegang befeuert.
In Deutschland – und auch in Bayern- ist Rassismus Teil des Alltags. Er hat System. Dies müssen wir ändern und die rassitischen Strukturen aufdecken, bekämpfen und abschaffen.
Die Staatsorgane müssen besser werden, Rechtsextreme aufzuspüren und zu verurteilen. Schon die NSU-Prozesse haben einen enormen rechten blinden Fleck der Sicherheitsbehörden offengelegt.
Alle demokratischen Parteien und die vielen Arme der Öffentlichkeit müssen ihren Umgang mit der AFD kritisch hinterfragen. Naivität und machtpolitische oder öffentlichkeitswirksame Spielereien sind im Umgang mit einer Partei deren Mitglieder, rechtsextreme und faschistische Ziele systematisch verfolgt und unsere Demokratie abschaffen möchte, fatal. Die Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen hat gezeigt, die AFD kann unsere demokratischen Strukturen ins Wanken bringen.
Unsere Zivilgesellschaft muss sich entschieden und deutlich gegenRassismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie bzw. jegliche Art der Diskriminierung, Ausgrenzung oder Erniedrigung vorgehen. Gerade Minderheiten wie z.B. Juden, Kurden, Araber, Türken, Muslime, Flüchtlinge, Obdachlose, LGBTI* sind schon jetzt am meisten betroffen. Am Ende verlieren wir alle. Wir alle müssen gegen die tägliche Ausgrenzung angehen und uns so für unsere freiheitlichen demokratischen Grundwerte täglich einsetzen.
Sehr gut auf den Punkt bringt es für mich auch Cem Özdemir, MdB, Bündnis 90/Die Grünen in diesem Artikel, der am 25.2.2020 im Spiegel erschien.
Am 4.3.2020 wurde jetzt offiziell der Opfer gedacht. Auf der Feier übergab Serpil Temiz, die Mutter des ermordeten Ferhat Unvar, einen Brief an Frau Bundeskanzlerin Merkel. Den Inhalt des Briefes kann hier nachgelesen werden.