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Offener Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz

Offener Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz

Bundeskanzleramt Bundeskanzler Friedrich Merz
Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Merz,

wir wenden uns als Schwarze Menschen und People of Color, als Politiker*innen von Bündnis 90/Die Grünen und nicht zuletzt als Bürgerinnen dieses Landes an Sie. Wir verurteilen Ihre jüngst getätigte Aussage zur Migrationspolitik, in der Sie von einem „Problem im Stadtbild“ sprechen und eine vermeintliche Lösung dafür direkt parat haben: „Rückführungen in großem Umfang“.

Ihre Aussage ist rassistisch, diskriminierend, verletzend und unanständig. Sie steht für eine Sprache der Ausgrenzung. Eine Sprache, die Menschen das Gefühl gibt, nie wirklich dazuzugehören. Eine solche Sprache führt zu Gewalt.

Diese Haltung ist eines Bundeskanzlers unwürdig.

Sie unterscheiden aufgrund äußerlicher Merkmale, wer zu Deutschland gehört. Daraus leiten Sie ab, mehr abschieben zu wollen. Damit befeuern Sie rechtsextreme Erzählungen von Remigration und Vertreibung. Worte haben Wirkung. Sie prägen das gesellschaftliche Klima, normalisieren ein „Wir gegen Die“-Denken und verunsichern viele Menschen mit Migrationsgeschichte.

Wir fordern von Ihnen eine öffentliche Entschuldigung, insbesondere gegenüber all jenen, die täglich von Rassismus und Ausgrenzung betroffen sind. Gegenüber all jenen Menschen, die seit vielen Jahren dieses Land als Nachbar*innen, Kolleg*innen, Freund*innen und Verwandte prägen. Sie sind in erster, zweiter, dritter Generation hier, trotzdem sprechen Sie ihnen ihr Deutschsein und ihre Zugehörigkeit zu Deutschland ab – allein aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihres Namens.

Statt sich klar für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu positionieren, nähern Sie sich sprachlich dem Rechtsextremismus an und befeuern diesen damit. Doch Demokrat*innen dürfen niemals die Sprache der Rechtsextremen übernehmen, schon gar nicht in einer verantwortungsvollen Führungsposition wie der Ihrigen.

Unsere Städte sind vielfältig, bunt und von Migration geprägt. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das ist eine Stärke, keine Bedrohung. Wer das nicht sieht oder nicht sehen will, hat weder unsere Realität verstanden noch eine Zukunftsvision, die alle Menschen mitnimmt.

Mit einer solchen Position sind Sie nicht Bundeskanzler aller Bürger*innen in Deutschland.

Gezeichnet:


Filiz Polat, MdB, Parlamentarische Geschäftsführerin
Ario Mirzaie, MdA

Awet Tesfaiesus, MdB

Pegah Edalatian, Politische Bundesgeschäftsführerin, Bundesvorstand 

Dr. Bahar Haghanipour, MdA
Dr. Irene Mihalic, MdB, 1. Parlamentarische Geschäftsführerin 

Berivan Aymaz, MdL, NRW

Philmon Ghirmai, Landesvorsitzender Berlin 

Maryam Blumenthal, Grüne Hamburg

Yazgülu Zeybek, Landesvorsitzende NRW 

Luis Bobga, Grüne Jugend Bundessprecher

Dr. Alaa Alhamwi, MdB

Gülseren Demirel, MdL Bayern 

Schahina Gambir, MdB

Ayşe Asar, MdB

Djenabou Diallo-Hartmann, MdL Niedersachsen 

Lamya Kaddor, MdB

Kassem Taher Saleh, MdB

Misbah Khan, MdB Rheinland-Pfalz 

Gönül Eğlence, MdL NRW

Mehrdad Mostofizadeh, Parlamentarischer Geschäftsführer NRW 

Filiz Demirel, MdBH

Tuba Bozkurt, MdA

Mesut Ercik, Beisitzer Landesvorstand Niedersachsen 

Gazi Freitag, Landesvorsitzender Schleswig-Holstein 

Evrim Camuz, MdL Niedersachsen

Can Aru, Landesvorstand Berlin
Lena Nzume, MdL Niedersachsen

Rania Al-Sahhoum, Landesvorstand Berlin 

Enad Altaweel, Landesvorstand Berlin 

Taylan Kurt, MdA Berlin

Firat Yakşan, Landesvorstand NRW

Lara Klaes, MdL Hessen

Ilayda Bostancieri, MdL NRW

Melsa Yildirim, Grüne Jugend Bundesvorstand

Titus Dharmababu, Landessprecher Grüne Jugend Hessen 

Senem Bozdag, Landessprecherin Grüne Jugend Hessen 

Meral Thoms, MdL NRW

Gollaleh Ahmadi, MdA
Parica Partoshoar, MdHB

Fadime Tuncer, MdL Baden-Württemberg 

Tayfun Tok, MdL Baden-Württemberg 

Sahhanim Görgü-Philipp, MdBB

Doreen Denstedt, Ministerin Migration, Justiz und Verbraucherschutz Thüringen a.D.